Wohin uns unsere gemeinsame Reise die nächsten Jahre führen würde, konnten Dominik und ich damals nicht einmal erahnen. Es war ein völlig normaler Abend, irgendwann im Winter 2011. Wir kannten uns seit September und unsere Beziehung hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht definiert. Wir hatten eine gute Zeit und wollten uns erst mal treiben lassen. Wir saßen nebeneinander auf der etwas durchgelegenen Couch unserer WG in Innsbruck und Dominik war, wie so oft in einem „lonely planet“ vertieft. Vietnam stand auf dem Buchtitel. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich meine „Reiseerfahrungen“ an einer Hand abzählen. Neben den schönen Familien- Sommerurlauben in Kroatien und Italien, hatte ich zweimal mit meinem Vater und meinen Geschwistern einige Inseln Griechenlands umsegelt und war dreimal in London gewesen. Manche meiner liebsten Erinnerungen sind mit diesen Urlauben verknüpft. aber viel gesehen von unserem schönen Planeten hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ganz das Gegenteil war da Dominik. Schüleraustausch in Australien. Botswana, Simbabwe und Tansania mit seinem Vater. Erasmus in Spanien. Famulatur in Kamerun und unzählige Städtereisen in Europa mit seinen Freunden. Erst im September war er von einem Besuch in Kanada zurück gekommen.
An diesem Abend saßen wir also nebeneinander und Dominik blätterte in besagtem Buch. „Willst du nach Vietnam?“, fragte ich ihn. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade im letzten Jahr seines Medizinstudiums und ich wusste, dass das KPJ (Klinisch Praktisches Jahr) bald anstand. „Ja, überleg mir, ob ich einen Teil des KPJs dort machen soll.“, meinte er, ohne vom Buch aufzublicken. „Cool“, meinte ich „da komm ich mit.“ Ich hatte nicht wirklich darüber nachgedacht. Aber geträumt hatte ich ab und an davon, einen weit entfernten und exotischen Ort zu besuchen. Dieses da komm ich mit war nicht wirklich ernst gemeint und dieser unüberlegte Satz war mir auf der Stelle unangenehm. Schließlich wussten wir ja nicht mal, was da zwischen uns war, geschweige denn, ob wir uns in ein paar Monaten überhaupt noch mögen würden. Ich sah ihn mit einem entschuldigenden Blick an. Er hatte immer noch nicht von dem Reiseführer aufgeblickt und sagte nur: „ok.“
7 Monate später setze ich zum ersten mal in meinem Leben meine Füße auf einem neuen Kontinent auf. Die schwüle Hitze der Regenzeit erschlägt mich beinahe, als wir in Bangkok das Flughafengebäude verlassen, aber aus irgendeinem Grund fühlt sich mein Körper augenblicklich wohl. Bangkok bietet einen unglaublichen Mix aus verrücktem Städteleben im Verkehrschaos gepaart mit faszinierender Kultur, unbeschreiblich freundlichen Menschen, den wunderschönen Tempelanlagen und dem leckersten Streetfood. Der Lärm der Straßen verwandelt sich für mich schon nach den ersten Tagen zu einem meditativen Summen im Hintergrund.
Für Dominik und mich ist Bangkok nur ein kleiner Stop, bevor wir mit dem Zug in Richtung laotischer Grenze aufbrechen. Ganz bestimmt werden wir irgendwann noch mal hierherkommen und Thailand bereisen.
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